Ägypten Forum

[christophp]

Urlaub im Unrechtsstaat

oder

Wie das Unrecht finanziert wird

Es lebt sich gut im Hotel Le Meridien Pyramids. Das 5 Sterne Hotel in Giza, ganz in der Nähe von Kairo bietet ein Restaurant, ein Außenpool, ein Fitnessstudio, eine Bar und eine Lounge. Das Beste sind die Zimmer, hell und freundlich eingerichtet, mit Satellitenfernsehen, Minibar und kostenloser Zeitung. Im Bad stehen Telefon, Bidet und Haartrockner zur Verfügung. Das Personal ist sehr hilfsbereit und freundlich. Die Pyramiden von Gizeh und die große Sphinx liegen auf der anderen Straßenseite, man hat vom Zimmer aus einen grandiosen Ausblick auf ein Weltwunder.

Und nur wenige Kilometer weiter lebt das Volk in bitterer Armut. Die Hälfte der Einwohner Kairos lebt in erbärmlichen Slums, die Landflüchtigen bewohnen den Rand der Stadt, dort haben sie sich primitive Hütten gebaut, viele ohne Wasser, ohne Strom und höchstens mit dem Notwendigsten ausgestattet. Es sind Menschen, die morgens nicht wissen, ob Sie am Abend etwas zu essen haben werden. Es sind Väter, Mütter, Kinder. Es sind Alte und Kranke, die bittere Not leiden. Der eigene Staat hilft ihnen nicht, er hat Sie längst vergessen. Der Staat setzt andere Prioritäten.

Eines der größten Probleme Ägyptens ist die enorme Armut. Das Land ist gezeichnet von einer immer schneller wachsenden Bevölkerung, der die Ressourcen auszugehen drohen, von einer schwachen Wirtschaft, niedrigen Wachstumsrate, einer horrende Inflation, sinkenden Auslandsinvestitionen und Abermillionen von Arbeitslosen. Der Staat Ägypten steht seit Jahren an der Grenze zum Zusammenbruch, nur noch gehalten von Zahlungen aus der Weltgemeinschaft. Bereits zum Golfkrieg 1991 war Ägypten bankrott, gerettet wurde der Staat damals durch Schuldenerlässe der USA und Israel, da Ägypten sich in diesem Konflikt als hilfreich erwiesen hatte.

Dabei stand Ägypten unter Nasser 1973 noch wirtschaftlich gut da, verglichen etwa mit Südkorea auf einer Stufe. Heute steht Südkorea an der Spitze der Weltwirtschaftsmächte weit vorn, Ägypten jedoch am hintern Ende. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist Ägypten mittlerweile auf das Niveau eines Staates wie Simbabwe gerutscht. Selbst Zwergstaaten wie Samoa oder Fidschi haben Ägypten in der Wirtschaftskraft längst abgehängt.

Der Verfall der Wirtschaft und die Not der Bevölkerung kennt einen Namen: Hosni Mubarak.

Als Präsident Anwar al-Sadat im Oktober 1981 von Islamisten ermordet wurde, kam Hosni Mubarak an die Macht, und damit begann die dunkelste Zeit in der Geschichte Ägyptens. Seit seinem Amtsantritt regiert er Ägypten im Ausnahmezustand, den Mubarak bisher immer wieder verlängert hat. Menschenrechte werden ignoriert, jegliche politische Opposition wird unterdrückt, nie in der Geschichte Ägyptens gab es mehr politische Gefangene, niemals mehr Todesurteile, nie so viele Verschwundene. Die Wahlen werden zu jeder Amtsperiode gefälscht, und wer es wagt dagegen zu protestieren, landet im Gefängnis.

Um seine Macht zu sichern, sein Terrorregime aufrechtzuerhalten und den wachsenden Unmut in der Bevölkerung zu unterdrücken erschuf Mubarak einen riesigen Sicherheitsapparat, der heute annähernd zwei Millionen Sicherheitskräfte beschäftigt. Richter, Verwaltungsbeamte, Gefängnispersonal, Folterer und Henker noch gar nicht mit eingerechnet. Der gesamte Apparat verschlingt Unsummen an Kosten, die bezahlt werden müssen, soll er weiter funktionieren.

Der Tourismus, der knapp 20 Prozent der Arbeitsplätze bereitstellt, ist schon lange die Haupteinnahmequelle dieses Unrechtsstaates. Die Deviseneinahmen Ägyptens allein durch Tourismus betragen stolze 20% aller Einnahmen. Millionen Kulturtouristen und noch mehr Badetouristen (Rotes Meer) strömen jedes Jahr ins Land. Die Zahl der eingereisten Touristen betrug allein 2008 stolze 12,8 Millonen. Sie brachten mehr als 11 Mrd. $ ins Land - sieben Prozent des ägyptischen Sozialprodukts. Und das ist fast die Summe der Staatsausgaben der Ägyptischen Regierung, um Mubaraks Terrorregime zu finanzieren und damit sein eigenes Volk in Armut und Hunger zu halten. Denn die Summe der Sozialausgaben dagegen tendiert gegen –null.

Seitdem ich das weiß, vermag ich einen Urlaub in Ägypten nicht mehr zu genießen. Ich verbringe schon seit Jahren meinen Urlaub woanders.

Gruß Christoph

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Rosa Brillen gefährden die Gesundheit! Sie haben die falschen Dioptrien. Das vermindert den Schärfeneindruck und verfälscht die Detailgenauigkeit!

[Aegypten Urlauber]

[christophp]

@ DD

Also das mit dem Nagi2 verstehe ich nicht. Aber egal. Ich nehm mal deine Antwort auseinander:

[Tarek]

Oh Mann, wieder so ein Mensch, der nicht in ein Land fährt, weil ihm das politische System nicht gefällt... Mal ganz abgesehen davon, dass die wenigsten Länder auf der Welt ein aus unserer Sicht richtiges System haben, und man dann gar nicht mehr in Urlaub fahren dürfte, ausser in Allgäu, so sind das genau die Leute, die dann nach Italien fahren. Als ob Berlusconi anders wäre als Mubarak.
Oder was ist mit Thailand? Angeblich das Paradies, aber dort müssen die Leute auch auf die Strasse gehen. Das ist genauso ein Unrechtssystem.

Man sollte seinen Urlaub nicht von einem politischen System abhängig machen. Schliesslich fährt man dorthin, weil man andere Länder, Sitten und Gebräuche kennenlernen will. Und dazu gehört schliesslich auch die Erfahrung, wie Menschen in anderen politischen Systemen leben.
Ändern kann ich daran gar nichts, egal ob ich hinfahre oder wegbleibe.
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[Beati]

ich denke schon das es Menschen gibt, die Helfen.
Viele die ich hier kenne, haben Patenschaften für Kinder oder helfen bei anderen sozialen Projekten. Sicher ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber garnicht helfen, ist schlimmer. Und einfach nicht mehr in den Urlaub fahren, ist das richtig?
Ich fliege in wenigen Tagen wieder nach Luxor und werde einigen armen Kindern helfen. Ihnen Schulsachen kaufen und ein paar Textilien.
Habe in meiner Organisation Geld gesammelt dafür-
Es ist wie gesagt eine kleine Hilfe, aber es ist eine.
Und wenn das jeder Urlauber machen würde, wäre man schon ein kleines
stückchen weiter.
Ich bin nicht der große politisch Interessierte, aber ein sehr sozialer Mensch.